In der Rubrik “Inside Spendesk” stellen wir regelmäßig Spendesker aus dem Berliner Büro vor. Doch was viele nicht wissen: Ein Teil unseres Teams arbeitet von Paris aus für den deutschen Markt. In diesem Artikel erzählen vier von ihnen, was sie neben Wein & Baguette an ihrer Wahlheimat Paris schätzen, und was ihnen in der französischen Hauptstadt fehlt.
Für mehr Abwechslung haben wir außerdem drei Freunde bei Lecko, Wamiz und Yousign nach ihren Erfahrungen gefragt. So viel sei verraten: Wenn nicht gerade Lockdown ist, steht die französische Lebenskultur bei allen Expats hoch im Kurs, die Franzosen denken scheinbar nicht umsonst ständig ans Essen.
Marcus, Product Manager bei Spendesk
Kannst du dich kurz vorstellen? Was ist deine Rolle bei Spendesk?
Marcus mein Name, ich war in den letzten zwei Jahren Business Developer und Account Executive bei Spendesk. Seit kurzem arbeite ich jetzt als Product Manager.
Woher kommst du ursprünglich?
Ursprünglich komme ich aus Kärnten in Österreich (den schönen Wörthersee kennen sicher einige), ich habe aber die meiste Zeit meines Lebens in Bayern verbracht. 🥨
Seit wann lebst du in Frankreich? Und wie bist du hier gelandet?
Ich habe 2017 meinem Master an einer Business School in der Nähe von Nizza angefangen und lebe seitdem in Frankreich. In Südfrankreich habe ich meine französische Freundin kennengelernt und so war schnell klar, dass ich aus der „Frankreich-Nummer“ so schnell nicht wieder rauskomme. Außerdem war es schon immer ein Traum von mir einmal in Paris zu leben. Paris ist für mich eine der schönsten Städte Europas.
Würdest du es wieder machen?
Das war die beste Entscheidung (neben Spendesk natürlich), die ich bis jetzt getroffen habe - also ein klares: JA!
Was gefällt dir am besten an Paris oder Frankreich?
An Paris gefällt mir vor allem die Stimmung, der Zusammenhalt zwischen Kollegen und natürlich die vielen verschiedenen Restaurants und Bars. Frankreich ist auch über Paris hinaus sehr vielseitig: Man kann seine freien Tage in den Bergen oder am Meer verbringen, und kulturell ist natürlich auch immer viel geboten.
Welches Klischee über die Franzosen oder Frankreich stimmt wirklich?
Die Franzosen sind, zumindest in Paris, immer sehr gut gekleidet, und sie können stundenlang über Essen reden. Auch direkt nach dem Essen über die nächste Mahlzeit – unfassbar! Und es stimmt, dass die Franzosen viel Urlaub im eigenen Land machen. Sie haben ja auch extrem viel Auswahl und es ist eigentlich für jeden etwas dabei, egal ob es der Winter- oder Sommerurlaub ist.
Was vermisst du am meisten?
Am meisten fehlt mir natürlich das Bier und die österreichische Küche bei mir zu Hause. Neben der Kulinarik vermisse ich an manchen Stellen auch die deutsche Qualität, z.B.effiziente Administration oder gut isolierte Wohnungen.
Was sind deine Top Tipps für ein Wochenende in Paris?
1. Übernachtung: Eine Nacht im Hotel OFF Paris Seine direkt auf der Seine schlafen. Damit hat man auch direkt ein bisschen Sightseeing erledigt.
2. Kultur: Eine Ausstellung im Grand Palais ansehen.
3. Essen: Französische Küche im Bouillon Chartier (Nähe Grands Boulevards) genießen.
Hast du ein französisches Lieblingswort?
Es ist kein Wort aber ich sage sehr gerne: "Oh, la vache!". Das lässt sich mit „Oh, Mann” oder „Donnerwetter” übersetzen, wörtlich bedeutet es „Oh, die Kuh”. Das gefällt mir sehr gut, weil man die Franzosen mit diesem alten Ausdruck immer ein bisschen überraschen kann.
Konntest du Französisch, als du nach Frankreich gezogen bist?
Ja, ich konnte durch meine Schulzeit Französisch. Anfangs musste ich schon oft zu Englisch wechseln, aber langsam klappt es ganz gut!
Was können Franzosen besser als Deutsche?
Glasfaser Internet & mobiles Internet - endlich ein Land, das hier was bietet. Mann, mann, ist das eine Katastrophe in Deutschland!
Work Life Balance und Sachen nicht so Ernst nehmen – das Leben genießen.
Und natürlich ein Klassiker: Baguette & Wein.
Josefine, Consultant bei Lecko
Kannst du dich kurz vorstellen? Was ist deine Rolle bei Lecko?
Lecko ist eine kleine Unternehmensberatung, die sich auf die digitale, interne Transformation von Firmen spezialisiert hat. Seit eineinhalb Jahren bin ich dort Beraterin und lerne täglich, dass man auch als Berater nie auslernt.
Woher kommst du ursprünglich?
Aus der schönsten Stadt an der Elbe, Hamburg.
Seit wann lebst du in Paris bzw. Frankreich? Und wie bist du hier gelandet?
Seit acht Jahren lebe ich in Frankreich, seit sechs in Paris. Durch ein Erasmus-Jahr bin ich in Rennes, in der Bretagne, gelandet und wollte für meinen Master nach Paris.
Würdest du es wieder machen?
Absolument!
Was vermisst du am meisten? Außer Freunde & Familie natürlich.
Speisequark, Rhabarberschorle und eine große Portion Umweltbewusstsein.
Deine Top 3 Tipps für ein Wochenende in Paris?
La Tour Montparnasse
Das Montmartre-Viertel
Das Marais-Viertel
Dein französisches Lieblingswort?
Oh là là !
Was können Franzosen besser als Deutsche?
Weissbrot backen lassen – aber dafür backen die Deutschen fleißig selbst.
Christian, Account Executive bei Spendesk
Kannst du dich kurz vorstellen? Was ist deine Rolle bei Spendesk?
Als Account Executive für den DACH-Markt bin ich täglich in Kontakt mit Unternehmen, die sich für die Nutzung von Spendesk interessieren. Wir besprechen gemeinsam deren aktuelle Finanzprozesse, Herausforderungen und Verbesserungswünsche.
Woher kommst du ursprünglich?
Aufgewachsen bin ich in Leipzig. Bevor ich nach Paris gezogen bin, habe ich acht Jahre in Hamburg gewohnt.
Seit wann lebst du in Paris? Und wie bist du hier gelandet?
Ich bin seit Sommer 2016 in Paris. Im Rahmen eines Auslandssemesters in Riga habe ich 2014 meine französische Freundin kennengelernt. Nach Abschluss meines Studiums bin ich dann direkt nach Paris gezogen und haben hier meinen ersten Job (in einem anderen Tech-Unternehmen) angenommen.
Würdest du es wieder machen?
Auf jeden Fall!
Was gefällt dir am besten an Paris oder Frankreich?
Das ist sehr schwierig zu sagen, ich könnte jetzt 1000 Sachen auflisten... Aber definitiv die Kombination aus Architektur, Restaurants, Bars und dem Pariser Lebensgefühl in einer Stadt, die niemals zur Ruhe kommt.
Was vermisst du am meisten?
Jetzt zur Weihnachtszeit vermisse ich Stollen und Lebkuchen. Ansonsten qualitativ hochwertige Kebabs, definitiv eine der wenigen kulinarischen Vorteile, die Deutschland gegenüber Frankreich hat! Und Apfelschorle.
Deine Top 3 Tipps für ein Wochenende in Paris?
1. An der Seine entlang spazieren zwischen dem Eiffelturm und Hotel de Ville, mit Stopps am Louvre, Place de la Concorde, Petit und Grand Palais und natürlich Notre Dame.
2. Besuch der „Puces de Saint-Ouen", dem weltgrößten Antiquitäten- und Flohmarkt.
3. Im „Musée de l'Armée" ein paar Jahrhunderte französische (Militär)Geschichte erleben und anschließend im Jardin de Luxembourg entspannen.
Konntest du Französisch, als du nach Paris gezogen bist?
Nein, ich konnte tatsächlich kein Wort Französisch. Die Verständigung lief anfangs sehr holprig auf Englisch, was in Paris teilweise funktioniert, aber definitiv keine langfristige Lösung ist, wenn man in Frankreich leben will. Inzwischen komme ich ganz gut zurecht, mit Luft nach oben.
Was können Franzosen besser als Deutsche?
Leidenschaftlich Essen und (alkoholische) Getränke genießen. Und demonstrieren.
Philipp, Country Manager bei Wamiz
Kannst du dich kurz vorstellen? Was ist deine Rolle bei Wamiz?
Mein Name ist Philipp, ich bin 35 und arbeite als Country Manager bei Wamiz, Europas führender Website zum Thema Haustiere.
Woher kommst du ursprünglich?
Ich komme ursprünglich aus dem schönen Nordschwarzwald, bei Baden-Baden, und bin in der Nähe zum Elsass aufgewachsen.
Seit wann lebst du in Paris bzw. Frankreich? Und wie bist du hier gelandet?
Nach meinem Studium der Politikwissenschaften in Bordeaux und Stuttgart hat es mich beruflich nach Lille und Paris gezogen. Insgesamt bin ich schon 14 Jahre in Frankreich. Wie die Zeit vergeht...
Würdest du es wieder machen?
Ja, ich würde fast alles so wieder machen. Auch wenn es sich im Südwesten Frankreichs sehr gut lebt, ist Paris doch erst einmal ein Muss, wenn man beruflich etwas Interessantes machen will. Hier spielt die Musik, gerade wenn man für ein internationales Unternehmen arbeiten und spannende, neue Leute kennenlernen möchte.
Was gefällt dir am besten an Frankreich?
Auch wenn es abgedroschen klingt, gefällt mir natürlich die französische Lebensart (wenn nicht gerade Lockdown ist): ein Pain au Chocolat am Morgen, ein Mittagessen im Restaurant mit einem Café, ein Apéro mit Freunden, ab und zu mal ins Kino oder Theater, sonntags Brunch bis 16 Uhr, im Sommer irgendwo picknicken oder ans Meer fahren.
Welches Klischee über die Franzosen oder Frankreich stimmt wirklich?
Franzosen lassen sich tatsächlich viel Zeit für alles. Das merke ich immer wieder, wenn ich in Deutschland an einer Supermarktkasse stehe. Sie sind aber, wenn es darauf ankommt, schnell und effizient.
Außerdem denken sie wirklich viel ans Essen und Trinken, was mir aber persönlich ganz recht ist.
Was vermisst du am meisten? Außer Freunde & Familie natürlich.
Eigentlich vermisse ich nichts, weil man ja heutzutage fast alles überall bekommt und auch schnell mal ein Wochenende wieder im Badischen verbringen kann. Paris war für mich immer schon geografisch näher als Berlin.
Hast du ein französisches Lieblingswort?
Alle Ausdrücke, die mit Obst, Gemüse und Essen zu tun haben: c'est la fin des haricots, pédaler dans la choucroute, avoir de la brioche, la banane, la pêche, du blé...
Was können Franzosen besser als Deutsche?
Unangenehme Nachrichten diplomatisch verpacken und die schönen Seiten des Lebens zelebrieren.
Nina, Marketing Manager bei Spendesk
Kannst du dich kurz vorstellen? Was ist deine Rolle bei Spendesk?
Ich bin seit März 2020 als Content Marketing Manager bei Spendesk und kümmere mich u.a. um den deutschen Blog, Updates auf der Website und unsere Webinare.
Woher kommst du ursprünglich?
Ich komme aus der Nähe von Nürnberg im schönen Franken, das hört man schnell an meinem rollenden “R”.
Seit wann lebst du in Paris bzw. Frankreich? Und wie bist du hier gelandet?
Ich wohne mit kurzer Unterbrechung seit Sommer 2012 in Frankreich. Im Rahmen meines Bachelorstudiums habe ich einen Erasmus-Austausch in Paris gemacht und das Jahr hier hat mir so gut gefallen, dass ich für einen deutsch-französischen Master an der Sorbonne zurückgekommen bin. Danach habe ich angefangen zu arbeiten und auch nach acht Jahren gefällt es mir immer noch richtig gut hier.
Konntest du Französisch, als du nach Paris gezogen bist?
Ja, ich konnte durch mein Studium schon relativ gut französisch. Das war ein echter Vorteil, auch wenn gerade die jüngere Generation der Franzosen auch gut Englisch spricht. Nach dem Abi war ich in Australien Au-Pair für eine deutsch-französische Familie. Dort hat die Mutter Französisch mit mir gesprochen und so habe ich nützliche Alltagswörter gelernt, die einem in der Schule oder an der Uni niemand beibringt.
Für meine erste Stelle nach meinem Masterabschluss habe ich dann sogar in einem kleinen Dorf im Nirgendwo in der Auvergne gedolmetscht. Dort haben deutsche und französische Ingenieure gemeinsam ein Biomassekraftwerk gebaut und Hilfe bei der Verständigung gebraucht. Ich hatte nach meinem Marketing-Studium natürlich überhaupt keine Ahnung, wie so ein Kraftwerk funktioniert, und musste mir das technische Vokabular direkt vor Ort aneignen. Mittlerweile produziert die Anlage aber sogar Strom, also habe ich scheinbar nicht alles falsch übersetzt.
Was gefällt dir am besten an Paris oder Frankreich?
Mir gefällt, dass Paris so international ist – ich habe hier richtig gute Freunde aus der ganzen Welt kennengelernt. Und natürlich das kulturelle Angebot. Wenn nicht gerade Lockdown ist, gibt es jede Woche unzählige neue Ausstellungen, Filme oder Events – die Auswahl ist riesig!
Welches Klischee über die Franzosen oder die Pariser stimmt wirklich?
Die Pariser sind nicht unbedingt die freundlichsten, wenn sie auf dem Weg zur Arbeit im Schnellschritt durch die Metro Station marschieren. Man sollte Augenkontakt möglichst vermeiden. Das musste ich vor acht Jahren erst lernen, meine Freundinnen meinten damals, ich soll aufhören, alle so freundlich anzulächeln.
Was vermisst du am meisten?
Im Sommer vermisse ich in der Großstadt die Nähe zu einem See oder einem schönen Freibad, in dem nicht die Hölle los ist. Es hat schon seinen Grund, dass Paris im August wie ausgestorben ist, wenn alle Franzosen die Stadt zum Ferienbeginn fluchtartig verlassen und vier Wochen in ihrem Ferienhaus am Strand verbringen.
Dominik, Country Manager bei Yousign
Kannst du dich kurz vorstellen? Was ist deine Rolle bei Yousign?
Ich verantworte das Deutschlandgeschäft für das eSignatur Start-Up.
Woher kommst du ursprünglich?
Aus Heidenheim - die HSV Fans wissen mittlerweile wo das liegt.
Seit wann lebst du in Paris bzw. Frankreich? Und wie bist du hier gelandet?
Ich bin seit Januar 2018 in Paris. Wie bei den meisten Expats in Paris bin ich wegen der Liebe hier.
Würdest du es wieder machen?
Sofort.
Was gefällt dir am besten an Paris oder Frankreich?
Die Vereinbarkeit von Beruf und Familie für Männer und Frauen.
Welches Klischee über die Franzosen oder Frankreich stimmt wirklich?
Das beste Essen gibt es wirklich nur hier. Und zwar in jeder Mittagspause.
Was vermisst du am meisten? Außer Freunde & Familie natürlich.
Die Möglichkeit an einen See oder in die Berge zu fahren.
Deine Top 3 Tipps für ein Wochenende in Paris?
Am Samstag um 10 Uhr ein gemütliches Frühstück bei Soul Kitchen, danach ein Spaziergang auf der Nordseite von der Butte Montmartre. Die ist weniger touristisch als die Südseite und es gibt Spannenderes zu entdecken. Aber nicht zu lange, um pünktlich um 15:30 Uhr in der besten Bundesliga Bar von Paris, a.k.a. Rush Bar, einzukehren.
Hast du ein französisches Lieblingswort?
Ein “vasistas”. Leider wird dieses Wort heute seltener gebraucht und die Franzosen sprechen meist nur noch von einem “Vélux”, um ein Dachfenster zu betiteln. Die Legende dahinter besagt, dass deutsche Besatzer nach Frankreich kamen und es damals in Deutschland noch keine Dachfenster gab. Sie fragten die Franzosen: „Was ist das?” Die Franzosen, die bis dato schlicht “fenêtre” sagten, haben danach den deutschen „Fachausdruck” übernommen.
Konntest du Französisch, als du nach Paris gezogen bist?
Un petit peu.
Was können Franzosen besser als Deutsche?
Leben. In Deutschland habe ich oft das Gefühl, dass die Arbeit einen sehr hohen Stellenwert einnimmt und es privat auch sehr oft darum geht. Das ist hier anders.
Benjamin, Senior Communications Manager bei Spendesk
Kannst du dich kurz vorstellen? Was ist deine Rolle bei Spendesk?
Ich bin seit Januar 2019 bei Spendesk. Angefangen habe ich als Marketing Manager für den deutschen Markt, jetzt leite ich die externe Kommunikation (PR, Auftritte bei Events, Brand Content etc.) für alle Länder.
Woher kommst du ursprünglich?
Ich bin in München aufgewachsen und bin auf jeden Fall Botschafter für die bayerische Kultur bei Spendesk: Ich habe die 🥨 als Emoji auf Slack bekannt gemacht und setze mich seit einiger Zeit für die Wiesn als Ziel für unser nächstes Team-Offsite ein.
Seit wann lebst du in Paris? Und wie bist du hier gelandet?
Ich bin 2019 erst zwei Wochen vor meinem Start bei Spendesk in Paris angekommen – allerdings war der Umzug aus Berlin schon beschlossen, bevor ich die Zusage hatte. Nach einigen Jahren mit längeren Reisen wollte ich unbedingt nochmal die Erfahrung machen, im Ausland zu arbeiten. Auf der Shortlist an Zielen war so ziemlich alles von Amsterdam, über Kopenhagen bis Sydney, aber mich hat es gereizt, dabei auch eine neue sprachliche Herausforderung zu haben.
Würdest du es wieder machen?
Absolut! Die Zeit in Paris war und ist super spannend, weil der Alltag hier immer wieder eine Herausforderung ist und ich sehr gute Freunde aus aller Welt gefunden habe. Und auch wenn die Hälfte meiner Zeit hier pandemiebedingt etwas anders war, als ich mir das ursprünglich vorgestellt hatte, ist ein Lockdown-Spaziergang in Montmartre immer noch etwas Besonderes.
Konntest du Französisch, als du nach Paris gezogen bist?
Ich habe mein Schulfranzösisch auf jeden Fall gnadenlos überschätzt. Die gefühlt 77 „Auffrischungskurse” seither haben mich aber Bescheidenheit gelehrt.
Was gefällt dir am besten an Paris oder Frankreich?
Was mich an Frankreich fasziniert, ist die Vielfalt und die unendliche Auswahl an potentiellen Reisezielen. Auch nach dem 100. Wochenendtrip gibt es immer noch Orte, die ich unbedingt sehen möchte. Der Alltag in Paris ist zwar oft hektisch, aber man findet immer Möglichkeiten, um für eine Weile innezuhalten und zu genießen: bei einem ausgedehnten Lunch mit Kollegen oder bei einem Glas Wein nach der Arbeit auf einer der vielen Terrassen in der Stadt. Und man hat immer den Kopf oben, weil es an jeder Ecke etwas zu sehen gibt. Dafür riskiert man dann auch gerne, hin und wieder in Hundekacke zu treten.
Welches Klischee über die Franzosen oder Frankreich stimmt wirklich?
Die Bedeutung von Essen, definitiv. Man muss nicht viel essen (auch wenn drei Gänge zum Lunch keine Seltenheit sind) – aber es muss gut sein, und das wird auch bis ins kleinste Detail analysiert.
Ist das Essen schlecht, dann ist auch die Stimmung im Keller. Ich habe die französischen Kollegen noch nie so aufgebracht gesehen wie bei einem unserer letzten Offsites, als ein - zugegebenermaßen - ungenießbarer Burger serviert wurde.
Was vermisst du am meisten? Außer Freunde & Familie natürlich.
Gscheides Bier. Da kommt die bayerische Prägung vermutlich am stärksten durch. Anfangs habe ich mich geweigert, in Pariser Bars zehn Euro für eine Halbe (Pinte) von irgendeiner fiesen Plörre zu zahlen, inzwischen nehme ich es meist leicht murrend hin.
Deine Top Tipps für ein Wochenende in Paris?
Im Sommer ganz klar: abends mit einer Flasche Wein ein Plätzchen an der Seine suchen. Voie Georges Pompidou ist mein persönlicher Favorit, mit vielen Bars, Pétanque-Feldern und Musik.
Normalerweise würde ich nicht empfehlen, zu viel Zeit auf einem Friedhof zu verbringen, aber Père Lachaise ist speziell! Man kann Stunden zwischen den alten Gräbern entlangschlendern und entdeckt dabei immer wieder zufällig große Namen wie Oscar Wilde oder Jim Morrison. Oben, auf einem der Hügel, sind auch einige Bänke, von denen aus man den Ausblick auf die Stadt mit einem Buch genießen kann.
Der Parc des Buttes-Chaumont ist super für Picknicks im Sommer, und auch im Winter lohnt sich der kurze Aufstieg zum zentralen Aussichtspunkt. Von dort kann man weiter nach Belleville spazieren, wo man nicht nur Paris’ Chinatown findet, sondern auch einige Bars und Cafés, die eher an den etwas rauen Charme Berlins erinnern als an die üblichen Bistros im Pariser Zentrum.
Hast du ein französisches Lieblingswort?
Ich habe “pas mal” sehr zu schätzen gelernt, also: nicht schlecht. Ganz am Anfang hat mir ein Kollege mal erklärt, dass man in Frankreich schon als Kind selten überschwängliches Lob für etwas hört. Nun sind ja auch die Deutschen nicht gerade für ihre Gefühlsausbrüche bekannt, aber wenn ein Franzose sagt, etwas sei nicht schlecht, dann ist das schon sehr gut.
Was können Franzosen besser als Deutsche?
Pétanque. Als ich das erste Mal die silbernen Kugeln in der Hand hielt, hatte ich noch die Hoffnung, dass mir die gelegentlichen Boccia-Spiele mit Oma im Garten als Kind einen Vorteil verschaffen würden. Aber die Präzision, mit der die meisten Franzosen spielen, ist schon sehr beeindruckend – zumal diese auch nach einigen Gläsern Pastis nicht nachlässt (ein Anislikör, der zwar nicht offiziell in den Regeln erwähnt wird, aber scheinbar zum Spiel dazugehört).