Der Finanzplan ist das Herzstück des Businessplans und zeigt Investoren, mit welchen Zahlungsströmen ein Unternehmen rechnet und welcher Kapitalbedarf sich daraus ergibt. Investoren und Banken können aus dem Finanzplan entnehmen, wie zukunftsfähig (und somit wie kreditwürdig) ein Unternehmen oder eine Geschäftsidee ist. Daher kommen Finanzpläne vornehmlich bei der Aufnahme von Fremdfinanzierungen ins Spiel, sind aber auch ein Instrument für das interne Controlling.
Hauptsächlich geht es im Finanzplan natürlich um Zahlen und Fakten und die Plausibilität von getroffenen Annahmen. Doch auch die Optik spielt eine Rolle. Neben Rechnungen gehören Tabellen, Graphen und Charts mit in einen professionellen Finanzplan. Wir erklären, worauf Sie bei der Erstellung achten sollten.
Gründe für die Erstellung eines Finanzplans
Den ersten Finanzplan erstellen Unternehmer:innen normalerweise direkt in der Gründungsphase – im Rahmen ihres ersten Businessplans. Er hilft, die eigene Geschäftsidee auf ihre Wirtschaftlichkeit zu prüfen.
Beispiel:
Möchte eine Gründerin beispielsweise nachhaltige Yogamatten in der EU produzieren lassen, sollte sie im Finanzplan neben Herstellungskosten auch Kosten für die Vermarktung und den Vertrieb sowie Transport erfassen. Möglicherweise fällt dann bereits auf, dass die Matten nur dann zu einem realistischen Marktwert angeboten werden können, wenn sie direkt große Stückzahlen bestellt. Und somit wäre klar, dass sie auf Fremdfinanzierung angewiesen ist – eine wichtige Erkenntnis vor Unternehmensgründung.
Neben der eigenen Plausibilitätsprüfung in der Gründungsphase kommen Finanzpläne aus folgenden zwei Gründen zum Einsatz:
Finanzplan als Information für Investoren und Banken:
Wer Ihnen Geld gibt, will verstehen, was genau damit passiert und ob sich das Risiko lohnt. Daher geht jeder Investition und jedem größeren Kredit eine Prüfung Ihres Businessplans voraus. Und der Finanzplan innerhalb eines Businessplans belegt alle vorher erläuterten Strategien und Annahmen mit Zahlen und Fakten.Ein Aufsatz darüber, wie intelligent Ihre Marketingstrategie ist und warum Instagram-Influencer Ihre Umsätze durch die Decke treiben werden, ist schön und gut. Aber letztendlich ist es der Finanzteil des Businessplans, der diese Annahmen untermauert und Geldgeber überzeugt.
Finanzplan als internes Controlling-Instrument:
Finanzpläne sind letztendlich nicht mehr als eine Prognose von Einnahmen und Ausgaben für einen festgelegten Planungszeitraum. Sie können als Grundlage für Budgets dienen, finanzielle Risiken aufdecken oder die Notwendigkeit für Fremdfinanzierungen sichtbar machen. Insgesamt helfen sie also, fundierte Entscheidungen zu treffen und ein Unternehmen profitabel zu führen.Wenn Sie Ihren Finanzplan mit den tatsächlichen Zahlen einer Geschäftsperiode vergleichen, sehen Sie, an welchen Stellen Sie sich verschätzt haben und können diese Erkenntnis für den nächsten Planungszyklus mit aufnehmen.
Bevor es losgeht: Voraussetzungen für einen sinnvollen Finanzplan
Während Gründerinnen und Gründer den Businessplan oft noch selbst erarbeiten, werden in etablierten Unternehmen Steuerfachleute und Finanzexpert:innen mit herangezogen. Egal, wer mit der Aufgabe betraut wird und wie groß oder komplex ein Unternehmen auch sein mag – damit das Projekt Finanzplan gelingen kann, müssen zunächst mindestens zwei Voraussetzungen erfüllt werden:
Ein klares Ziel vor Augen: Ob 40% Wachstum, die Erschließung eines neuen Marktes, der Aufbau eines neuen Online-Shops oder gleich alle drei Ziele zusammen: Die Finanzplanung muss sich an Ihren Unternehmenszielen ausrichten. Nur, wenn diese klar definiert sind, kann auch produktiv geplant werden.
Kenntnis über Ihre Kosten: Gründerinnen und Gründer können sich nur auf Annahmen und Branchen-Benchmarks stützen. Alle anderen Unternehmen sitzen jedoch auf einem wahren Schatz: historischen Ausgabedaten. Nur, wenn diese sauber getrackt und entsprechend dokumentiert wurden, kann der nächste Finanzplan sich darauf stützen. Daher ist es wichtig, so schnell wie möglich einen Prozess zum Ausgabenmanagement zu etablieren.
Der Aufbau eines Finanzplans
Die Erstellung eines Finanzplans ist gesetzlich nur für die öffentliche Verwaltung vorgeschrieben, ansonsten aber freiwillig. Dementsprechend gibt es keinen offiziell vorgegebenen Aufbau und keine festgelegte Form.
In der Praxis hat sich aber folgende grobe Struktur durchgesetzt. Ein Gründungs-Finanzplan wird in Teilen kürzer ausfallen und mit größeren Ungenauigkeiten rechnen müssen:
Vorbericht
Umsatzplanung
Kostenplan
Investitionsplan
Liquiditätsplanung
Kapitalbedarf
Finanzierungsplan
Rentabilitätsrechnung
1. Vorbericht (optional)
Im Vorbericht werden die aktuellen Vermögens- und Kapitalwerte des Unternehmens aufgelistet und die derzeitige Liquiditätssituation festgehalten. Im Gegensatz zu den restlichen Teilen des Finanzplans handelt es sich hier nicht um eine Prognose, sondern die Darstellung des Status Quo. Demnach ist dieser Punkt nicht unbedingt Teil der Finanzplanung und entfällt selbstverständlich beim Finanzplan zur Gründung.
2. Umsatzplanung
Der Umsatzplan zeigt – wie der Name schon sagt – mit welchen Umsätzen Ihr Unternehmen rechnet, aufgeschlüsselt nach verschiedenen Einnahmequellen wie Produkten und Dienstleistungen sowie nach Märkten. Multiplizieren Sie dafür die geplanten Stunden, Abos oder Produktverkäufe mit den vorher kalkulierten Preisen.
3. Kostenplan
Im Kostenplan stellen Sie direkte Kosten, Personalkosten, Marketingkosten, Betriebskosten etc. auf. Folgen Sie dabei am besten unserer Anleitung zur Erstellung eines Ausgabenplans. Es empfiehlt sich, hier auch eine Deckungsbeitragsrechnung und damit verbunden die Gewinnschwelle mit aufzuführen. Am Ende dieses Schrittes haben Sie automatisch Ihre Plan-Gewinn-und-Verlustrechnung (GUV) erstellt. Der Übersichtlichkeit halber können Sie die GuV in einer Tabellenkalkulation in den Finanzplan einfügen.
4. Investitionsplan
Als Investitionen gelten Ausgaben für Anlagegüter wie Immobilien, ein Fuhrpark oder die Büroausstattung. Im Investitionsplan sollte jede derartige Ausgabe mit Investitionswert, Abschreibung und Buchwert (Restwert) zum jeweiligen Stichtag (z.B. dem ersten jeden Jahres) vermerkt werden.
5. Liquiditätsplanung
Die Liquiditätsplanung dient dazu, die Zahlungsfähigkeit des Unternehmens zu jedem Zeitpunkt sicherzustellen und die verschiedenen Einzahlungen und Auszahlungen zeitgerecht einzuordnen. Dabei umfasst der Liquiditätsplan alle Ein-und Auszahlungen innerhalb der im Finanzplan prognostizierten Periode.
Auf der einen Seite werden liquide Mittel aus Bank- und Barguthaben mit Einnahmen aus Umsatzerlösen, Privat- und Gesellschaftereinlagen, Zins für Kapital und sonstige Einzahlungen erfasst. Davon abgezogen werden Ausgaben für Betriebsmittel, Investitionen, Tilgungszahlungen, Steuern, private Entnahmen, Personalkosten, Wareneinkauf, etc.
6. Kapitalbedarf
Im besten Fall steht am Ende der Liquiditätsplanung ein Überschuss – dann brauchen Sie sich um Fremdkapital keine Gedanken zu machen. Entsteht jedoch ein Fehlbetrag, muss dieser durch weiteres Kapital ausgeglichen werden. Das können weitere Eigenkapitaleinlagen, Bankkredite, Investitionen oder Förderungen sein.
7. Finanzierungsplan
Im Finanzierungsplan erfassen Sie die verschiedenen Fremdfinanzierungen, mit denen Sie Ihren Kapitalbedarf decken wollen. Darunter können Fördergelder, Investitionen, und Bankkredite fallen. Am Ende des Finanzierungsplans haben Sie Ihre Plan-Bilanz erstellt. Auf Soll- und Habenseite steht jetzt – wenn alles gut gegangen ist – die gleiche Zahl.
8. Rentabilitätsrechnung
Der Rentabilitätsplan zeigt auf einen Blick, dass Ihre Geschäftsidee bzw. Ihre Planung für die nächste Geschäftsperiode wirtschaftlich Sinn ergibt. Hier werden alle bereits ermittelten Zahlen auf Jahresbasis gegenübergestellt.
Die Rentabilitätsplanung zeigt als Ergebnis das prognostizierte Betriebsergebnis vor und nach Steuern sowie die Bruttomarge, EBITDA-Marge (EBITDA = Earnings Before Interest, Taxes, Depreciation and Amortization) und die Nettoumsatzrendite im nächsten Jahr bzw. über die nächsten Jahre hinweg.
So überzeugt Ihr Finanzplan Investoren und Banken
Neben korrekter Mathematik überzeugt ein Finanzplan durch Kommentare an der richtigen Stelle und übersichtliche Visualisierungen.
Im Businessplan beschreiben Sie Ihre Strategie und auf welchen Annahmen diese fußt. Die Zahlen im Finanzplan sollten natürlich auf der Strategie aufbauen und nicht allzu erklärungsbedürftig sein. Trotzdem kann es hilfreich sein, gewisse Rechnungen zu kommentieren, sofern sie sich nicht aus dem restlichen Businessplan ergeben. Potenzielle Fragen und Unklarheiten sollten beseitigt werden, bevor sie Geldgeber verunsichern und so abschrecken können.
Visualisierungen wie Balkendiagramme oder Graphen verfolgen ein ähnliches Ziel: Sie verdeutlichen, in welche Richtung Ihr Business sich bewegt und machen Ihren Finanzplan leichter verständlich und greifbar.