Weder ein Geburtstag im März, noch ein Urlaub im April oder ein Hochzeitstag im Mai lassen sich aktuell planen – wie also sollen Finanzteams die strategische Ziele für das gesamte Jahr 2021 festlegen? Die unbekannten Größen scheinen in Zeiten einer globalen Pandemie schier unüberschaubar.
Doch gerade wer im Dunkeln navigiert, braucht einen guten Kompass. Die Finanzplanung und Festlegung von Zielen für das laufende Jahr sieht also vielleicht etwas anders aus, als in Zeiten ungebremsten Wirtschaftswachstums, wie wir es die letzten zehn Jahre genießen konnten. Viel mehr als genaue Vorgaben – wie Einstellungszahlen, Spesenbudgets oder der Ausbau von Büroflächen – sind Finanzteams gut beraten, ihre generelle strategische Ausrichtung an übergeordneten Orientierungshilfen festzulegen.
Das klingt abstrakter, als es ist. Wie genau sich in 2021 mit all den unbekannten Größen planen lässt, verraten wir in diesem Artikel.
Die Ausgangslage für strategische Finanzplanung 2021
Natürlich ist Ihre aktuelle Ausgangslage stark von Ihrem individuellen Geschäftsmodell abhängig. Wer heute eine Videokonferenz-Software anbietet, kann ganz anders planen, als eine Eventagentur. Folgende Faktoren beeinflussen die Strategieplanung derzeit positiv bzw. negativ:
Vier Schritte für die Strategieplanung für Finanzteams in 2021
Das zu navigierende Terrain ist holprig, aber immerhin nicht völlig unbekannt. Wir stehen in ständigem Austausch mit CFOs aus unserem Netzwerk und haben uns umgehört, welche Ziele sich Finanzteams im Jahr 2021 setzen. Folgende vier Ziele können Sie als Orientierungshilfe nutzen:
Einsparungsmöglichkeiten identifizieren und abwägen
Staatliche Hilfen voll ausnutzen und sinnvoll investieren
Unterschiedliche Finanzplanungen für Best- und Worst-Case-Szenarien erstellen
Software für Echtzeit-Analysen heranziehen
Ziel #1: Einsparungsmöglichkeiten identifizieren und abwägen
Die Deutschen sparten in der Pandemie trotz geringerer Einkünfte wie die Weltmeister – insgesamt ganze 100 Milliarden Euro im Jahr 2020. Damit sind die privaten Konten der Deutschen im Kollektiv so prall gefüllt, wie nie zuvor.
Kein Wunder also, wenn der Impuls zum Sparen auch zu den ersten Reaktionen von Unternehmen gehört. Und zurecht: Sind Einkünfte unsicher, müssen Verbindlichkeiten heruntergeschraubt werden. Wo also sollten Unternehmen jetzt sparen?
Schritt 1: Überflüssige Ausgaben eliminieren
Genau wie im privaten Bereich ergeben sich einige Einsparungen ganz automatisch. Dazu gehören Reisekosten und Spesen. Andere bieten sich aufgrund geringerer Auslastung aus, wie Kurzarbeit oder geringere Ausgaben für Freelancern oder Agenturen.
Und dann gibt es noch Einsparungen, die vielleicht schon lange hätten getroffen werden müssen, die dank eines florierenden Geschäftes aber unter dem Radar fliegen konnten. Um diese zu identifizieren, ist ein klares Reporting von Nöten (mehr dazu in Punkt 4). Hier ein paar Beispiele für Kosten-Lecks, die gerne übersehen werden:
Software-Abos, die weiter bezahlt, aber nicht mehr benötigt werden
Retainer für Agenturen oder andere Dienstleister, die nicht voll ausgenutzt werden
Kosten für nicht genutzte Räumlichkeiten in Büro oder Lager
Ineffiziente Werbeausgaben, die langfristig keinen positiven ROI erzielen
Schritt 2: Kurzfristige Einsparungsmaßnahmen ergreifen
Bis hierhin tun die Einsparungen nur bedingt weh. Über Kurzarbeit freut sich niemand, aber zumindest fängt der Staat einen großen Teil der finanziellen Einbußen für Mitarbeiter ab. Zu guter Letzt muss im Ernstfall auch da gespart werden, wo es wirklich schwerfällt. Zu den nächsten Hebeln, die Unternehmen bedienen können, gehören:
Aussetzen von Bonuszahlungen
Einfrieren von Gehältern, also Vermeidung von Gehaltserhöhungen
Nachverhandeln von Rabatten mit Dienstleistern und Freelancern
Solche Maßnahmen sollten gut überlegt sein, da sie die Beziehung zu Mitarbeitern und Dienstleistern nachhaltig belasten können. Bevor das Unternehmen aber seine Verbindlichkeiten nicht mehr bedienen kann, sind sie eine valide Option. Wichtig ist hier klar zu kommunizieren, dass es sich um vorübergehende Maßnahmen handelt.
Ziel #2: Staatliche Hilfen voll ausnutzen und sinnvoll investieren
Die Regierung hat neben Kurzarbeit und der vorübergehenden Senkung der Mehrwertsteuer noch ein paar weitere Hebel gezogen, um Unternehmen kurzfristig zu entlasten. Einige Mittel, wie die berühmt-berüchtigten November- und Dezemberhilfen gibt es nur für die Unternehmen, die aufgrund der Lockdown-Bestimmungen geschlossen bleiben müssen.
Andere Maßnahmen können Unternehmen ganz unabhängig von ihrer Beeinträchtigung durch Corona-Schließungen und ungeachtet ihrer finanziellen Situation für sich nutzen. Unternehmen können in 2021:
Steuervorauszahlungen individuell anpassen und die Steuerzahlung so zeitlich nach hinten verschieben.
Anschaffungen degressiv abschreiben (anstatt linear über die Nutzungsdauer) – so können Investitionen in Homeoffice-Ausstattungen oder die IT-Infrastruktur zu einem Großteil im Anschaffungsjahr geltend gemacht werden.
Ziel #3: Finanzpläne für Best- und Worst-Case-Szenarien erstellen
Um einen Finanzplan zu erstellen, sollten Sie zunächst mit den verschiedenen Stakeholdern in Ihrem Unternehmen sprechen. Dazu gehörten:
Input von C-Suite, Gründern, und dem Vorstand
Festlegen von Buchungs- und Umsatzzielen, einschließlich monatlicher oder vierteljährlicher Verkaufsziele (mit Input des Sales-Managements)
Einstellungsziele in Absprache mit HR
Budget-Genehmigungen durch die Geschäftsführung
Ausgehend von diesen Zahlen können Sie grobe Aufstellung von zu erwartenden Einnahmen und Ausgaben erstellen. Dabei bietet es sich an, sowohl eine Rechnung für den Best Case zu erstellen (z. B. Lockdown nur bis März, keine Abwanderung weiterer Kunden und Geschäftswachstum wie in 2019) und eine für den Worst Case (z. B. Einbruch der Einnahmen, hohe Churn-Rate, etc.)
Ein solches Vorgehen verursacht zwar doppelte Arbeit im Voraus, bereitet Sie aber viel besser auf Eventualitäten vor. So haben Sie für den Fall, dass wichtige Kunden verloren gehen oder der Vertrieb seine Ziele nicht erreicht, direkt die richtige Strategie parat.
Übrigens: Weitere Tipps von CFOs finden Sie in unserem ultimativen Guide für CFOs.
Ziel #4: Software für Echtzeit-Analysen heranziehen
Um Möglichkeiten für Einsparungen zu identifizieren und die Best- und Worst-Case-Pläne laufend aktualisieren zu können, brauchen Sie vor allem eines: Daten. Und wenn Daten immer erst verzögert nach dem Monatsende sichtbar werden, verlieren Finanzteams wertvolle Zeit, um Stellschrauben zu drehen und neue Pläne zu machen.
Stellen Sie sich eine einfache Frage: “Weiß ich definitiv, wie viel jedes Team diesen Monat ausgegeben hat?”
Die Antwort lautet normalerweise „nein". Oder bestenfalls „so in etwa". Und so werden Fehlinvestitionen und problematische Ausgaben erst zu spät sichtbar.
Um bessere Echtzeitdaten zu erhalten, sind zwei Dinge erforderlich:
Bezahlmethoden, die Mitarbeiters zwar schnellen Zugang zu Firmengeldern ermöglichen, Finanzteams aber trotzdem ein hohes Maß an Kontrolle einräumen
Eine zentrale Übersicht über betriebliche Ausgaben
Eine Übersicht über die besten Tools für CFOs finden Sie in diesem Beitrag. Mit Tools wie Spendesk können Finanzteams Ausgaben in Echtzeit nachverfolgen, Budgetfreigaben nachvollziehen und überflüssige Ausgaben ganz leicht identifizieren.
Fazit: 2021 bietet neben Herausforderungen auch große Chancen für neue strategische Ziele
Strategieberatungen weisen immer wieder darauf hin, die Corona-Pandemie als Chance für einen Neustart zu nutzen. Nie war der Druck so hoch, IT-Infrastruktur und Prozesse zu überdenken. Unweigerlich werden die Unternehmen, die jetzt strategisch intelligent handeln, in den nächsten Jahren von ihren Investitionen profitieren. Der Markt organisiert sich um, Karten werden neu gemischt.
Mit diesen vier Zielen, die bei den CFOs in unserem Netzwerk ganz oben auf der Liste standen, gelingt Ihnen hoffentlich ein reibungsloser Start ins Jahr 2021.