Berlin, 12.09.2022 – Turbulenter hätten die vergangenen zwei Jahre nicht sein können. Erst zwingt uns die Corona-Krise isoliert im stillen Kämmerlein zu hausen und nun sehen wir uns abermals durch Ukraine-Krieg, Inflation und drohende Rezession mit gewaltigen Veränderungen und Ungewissheit konfrontiert. Doch was bedeutet das für die Arbeitswelt? Wie zufrieden sind Angestellte mit den aktuellen Arbeitsbedingungen? Wie steht es um Homeoffice, Inflationsausgleich oder der Möglichkeit einer 4-Tage-Woche? Um diese und weitere Fragen zu beantworten, hat das FinTech-Unternehmen Spendesk, die 7-in1-Software für Ausgabenmanagement, eine YouGov Umfrage in Auftrag gegeben. Insgesamt haben über 1.000 Menschen aus Deutschland, Frankreich und Großbritannien an der repräsentativen Umfrage teilgenommen.
Mails checken im Bett, kurz vor dem Meeting aufstehen, untenrum die bequeme Jogginghose und als Oberteil das glatt gebügelte Hemd, so lässt es sich arbeiten. Zwei Drittel der Befragten sind zufrieden, wenn nicht sogar sehr zufrieden mit der Arbeitssituation im Home Office. Klar ist natürlich auch, dass nicht jede/r das Homeoffice nutzen kann, da in einigen Berufsgruppen dies schlicht nicht umsetzbar ist. Die Deutschen sind im Vergleich zu Franzosen und Briten etwas zufriedener mit den Möglichkeiten, die ihnen ihr Unternehmen bietet, um von der Couch aus zu arbeiten.
Interessant dabei ist: Nur jedes zehnte Unternehmen zahlt seinen Mitarbeiter:innen finanzielle Zuwendungen, wenn es etwa um Bürobedarf oder Ähnliches geht. Die anfallenden Kosten muss der Großteil der Befragten also selbst zahlen.
Natürlich ist es toll, im Laufe des Arbeitstages schon mal die Wäsche waschen zu können und allein durch den Wegfall des Arbeitsweges sehr viel Zeit einzusparen, doch ist es nicht auch schrecklich einsam? Nur ein Zehntel der Befragten berichtet, dass sie sich ohne Kontakt mit Kolleg:innen isoliert fühlen. Ein Drittel der Deutschen und nur ein Viertel der Franzosen und Briten vermisst ab und zu den Umgang mit anderen Menschen.
Teilweise leidet allerdings die Kommunikation unter der Arbeit im heimischen Büro. Ein Drittel der Deutschen und Franzosen berichtet von Problemen bei der Kommunikation mit Mitarbeiter:innen, in Großbritannien hingegen nur ein Viertel. Jüngere Menschen haben im Vergleich häufiger Schwierigkeiten, was auch an der mangelnden Erfahrung liegen könnte.
Darüber hinaus wirft Remote Work unter Kolleg:innen und Vorgesetzten die Frage auf, ob die Mitarbeitenden ihrer Arbeit wirklich gewissenhaft nachgehen oder sich die Zeit mit einem Serienmarathon auf Netflix vertreiben. Auf die Frage, wie sich das Vertrauen zwischen Kolleg:innen sowie zwischen Vorgesetzten und Mitarbeitenden entwickelt hat, gibt es zwei Tendenzen. Jeweils ein Drittel der Befragten fand, dass das Vertrauen dank Homeoffice sogar gestiegen ist. Jeder Vierte in Deutschland, sowie jeder Dritte in Frankreich und Großbritannien, merkte dagegen keinen Unterschied zu vorher. Nur jeder zehnte Deutsche glaubt, dass das Vertrauen untereinander gesunken ist. Es gibt jedoch eine starke Korrelation mit dem Alter, denn je jünger die Menschen sind, desto höher ist auch das Vertrauen. Möglicherweise besteht hier auch ein Zusammenhang mit der Stellung, die das Homeoffice bei jüngeren Mitarbeiter:innen genießt.
Im Hinblick auf die oben genannten Zahlen und Fakten, wird Remote Work von den Arbeitnehmer:innen überwiegend positiv bewertet. Etwa ein Viertel würde sogar in Erwägung ziehen, ihren Job zu kündigen, falls sie wieder Vollzeit ins Büro müssten, wobei klar erkennbar ist, dass für jüngere Menschen das Homeoffice deutlich wichtiger ist. Bei der Gruppe der 24- bis 35-Jährigen ist es knapp die Hälfte, die eine Kündigung in Erwägung ziehen würde. Für Firmen bedeutet dies, dass bei der Gewinnung von jungen Talenten das Homeoffice durchaus ein wichtiges Thema ist.
Deutschland und die Digitalisierung – das ist traditionell ein schwieriges Thema. Ob in der Schule, auf dem Amt oder im Homeoffice: Seit der Corona-Pandemie gab es hier immer wieder Defizite. Jede/r dritte Arbeitnehmer:in in Deutschland hat zumindest ab und an technische Probleme im Homeoffice, in Frankreich und Großbritannien sind es nur zwei von zehn. Zudem haben 15% der Deutschen häufig oder ständig Probleme mit der Internetverbindung. Das Thema Internet bleibt in Deutschland also weiterhin Neuland, gerade im Vergleich mit unseren europäischen Nachbarn.
Gehaltseinbußen für Remote Worker?
Wenn es um das Gehalt geht, beweist die Umfrage, dass doch einige ihren Kolleg:innen das Salz in der Suppe nicht gönnen. Bei der Frage, ob Angestellte, die komplett auf das Home Office setzen, schlechter bezahlt werden oder andere negative Konsequenzen erfahren sollten, waren jeweils ein Drittel dafür. In Bezug auf die zukünftige Organisation des Home Office gibt es daher wohl in einigen Unternehmen noch Diskussionsbedarf.
In Belgien ist die Vier-Tage-Woche bereits per Gesetz offiziell verankert. Dort dürfen Angestellte entscheiden, ob sie an vier oder fünf Tagen pro Woche bei gleichbleibendem Arbeitspensum und Lohn arbeiten wollen. In den Vereinigten Arabischen Emiraten wurde das Modell für Einrichtungen der Regierung eingeführt. Auch in Deutschland werden nun Stimmen laut und fordern eine Umstrukturierung. 80% der Befragten äußert den Wunsch, in einer 4-Tage-Woche zu arbeiten. Auffällig: In allen Ländern war der Anteil der Frauen, die unbedingt oder eher eine 4-Tage-Woche möchten, deutlich höher. In Deutschland wollen gerne neun von zehn Frauen dieses Arbeitsmodell nutzen, bei den Männern sind es sieben von zehn. Aktuell wird diese von Unternehmensseite jedoch kaum praktiziert. 3% der Deutschen, 4% der Franzosen und 2% der Briten gaben an, dass ihr Unternehmen bereits eine 4-Tage-Woche eingeführt hat. Und lediglich ein Zehntel der deutschen Unternehmen planen, dieses Modell einzuführen. Eine klare Diskrepanz zu den Wünschen der Mitarbeiter.
Der anhaltende Krieg in der Ukraine hat die Inflation kräftig steigen lassen. Vier von fünf Angestellten wünscht sich daher vom Arbeitgeber einen Inflationsausgleich. Interessanterweise spielt dies für ein Fünftel keine Rolle – man würde eigentlich davon ausgehen, dass jede/r mehr Geld fordern würde. Auf Unternehmensseite sieht dies verständlicherweise anders aus. In Deutschland und Frankreich haben bereits oder werden noch ein Drittel ihren Angestellten einen Inflationsausgleich zahlen, in Großbritannien sind es lediglich ein Fünftel.